Keuchhusten (Pertussis), in China "Husten der hundert Tage" genannt, ist eine hoch ansteckende Infektionskrankheit, die durch die Bakterie Bordetella pertussis hervorgerufen wird. Nach bestandener Krankheit im Vorschulalter bzw. Impfung im Säuglingsalter ist die Immunität nicht lebenslänglich; daher kann es in Teenagerjahren oder im Erwachsenenalter zu einem erneuten, oft unerkannten Ausbruch der Krankheit kommen.
Pertussis ist weltweit verbreitet. Unerklärlicherweise sind Mädchen öfter betroffen als Jungen. Aus Angst vor Impfschäden ist die Keuchhusten-Impfempfehlung in den letzten 25 Jahren in einigen entwickelten Ländern (darunter Deutschland) eingeschränkt worden. Dies führte zu niedrigen Impfraten und damit zu häufigen Erkrankungen und Todesfällen. Daher wurde die Pertussis-Impfung 1991 von der STIKO wieder empfohlen.
Die Einführung eines neuen, besser verträglichen Impfstoffes hat die Impfbereitschaft der Bevölkerung erhöht. Seitdem ist die Anzahl der an Keuchhusten erkrankten Kinder wieder rückläufig. Dennoch wurden im Jahr 1999 im Bundesgebiet noch 1.218 behandelte Fälle erfasst. Die Ausrottung dieser Krankheit ist unwahrscheinlich. Durch eine gute Impfstrategie können jedoch die besonders gefährdeten Säuglinge und Kleinkinder geschützt und Todesfälle verhindert werden.
Wie wird Keuchhusten übertragen? Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion bei engem Kontakt.
Wie lange dauert es von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit? Die Inkubationszeit beträgt 7-21 Tage.
Wann besteht Ansteckungsgefahr? Bei dem unbehandelten Kind beginnt die Ansteckungsfähigkeit 7 Tage nach Übertragung und endet 3 Wochen nach Ausbruch der Krankheit. Unter antibiotischer Behandlung verkürzt sich die Dauer der Ansteckungsfähigkeit auf 5 Tage nach Beginn der Therapie.
Wie kann eine typische Keuchhustenerkrankung erkannt werden? Die typische Keuchhustenerkrankung lässt 3 Stadien erkennen:
1. Das Anfangsstadium (Stadium catarrhale) erinnert an eine Erkältung mit Schnupfen (Katarrh), mäßigem Fieber, leicht geröteten tränenden Augen und Schwächegefühl. Bei Erwachsenen ist ein Kratzen in der Kehle das erste Anzeichen einer Erkrankung. 2. Innerhalb einiger Tage beginnt ein trockener Husten. Daraus entwickeln sich die charakteristischen Hustenanfälle: mehrere kurze Hustenstöße, gefolgt von krächzendem Einatmen (Stadium convulsivum). Diese beginnen häufig von selbst, doch können sie auch durch äußere Anlässe (z.B. Geräusch oder Kälte) ausgelöst werden. Schlimmstenfalls verfärben sich Zunge und Lippen blau. Der Anfall endet mit Erbrechen und Hervorwürgen von zähem Schleim. Zwischen den Anfällen schläft das Kind ein und wirkt erstaunlich gesund. Mit über 30 Attacken pro Tag, hauptsächlich nachts, ist zu rechnen. Oftmals werden die Anfälle nicht von dem typischen Keuchen begleitet. Bei Säuglingen kann es zu plötzlichem, lebensbedrohlichen Atemstillstand kommen. Bei Erwachsenen kann die Hustenattacke zu einer Ohnmacht führen. 3. Mit der Zeit werden die Hustenanfälle weniger und leichter. Dieses letzte Genesungsstadium (Stadium decrementi) kann sich über mehrere Monate hinziehen (daher der chinesische Name). Selbst nach völliger Heilung kann bei einer Erkältung das typische Keuchen erneut auftreten.
Mit welchen Komplikationen kann man rechnen? Die häufigsten Komplikationen sind Mittelohr- und Lungenentzündung. Bei Säuglingen und Kindern mit Lungenentzündung kann der Keuchhusten tödlich enden. Krampfanfälle und Hirnschäden sind relativ selten.
Die heftigen Hustenanfälle können zu Blutungen unter der Haut, im Augapfel oder im Hirn führen. Ferner lösen sie Leisten- und Nabelbrüche sowie Luftansammlungen unter der Haut und im Brustfellraum der Lunge (Pneumothorax) aus. Ein Riss des Zungenbändchens oder ein Vorfall des Mastdarms können auch vorkommen.
Wann sollte ein Arzt aufgesucht werden?
* Wenn der Verdacht auf Keuchhusten besteht oder häufige und heftige Hustenanfälle vorkommen. * Wenn bei einem Säugling/ Kind beschleunigtes Atmen, Atemnot, eine bläuliche Verfärbung der Zunge oder Atemstillstand auftreten. * Bei Kopfschmerzen, Bewusstseinsstörungen, Krampfanfällen oder Erbrechen (Hirnblutung oder -schäden).
Was können Eltern zu Hause für ihr krankes Kind tun?
* Ein Antibiotikum (Erythromycin), vom Arzt verschrieben, muss in jedem Fall gegeben werden, um die Krankheitsdauer und Ansteckungsfähigkeit zu verkürzen. * Isolation des Kindes bis 5 Tage nach Beginn der Antibiotikatherapie ist notwendig, um Ansteckung zu verhindern. * Bei häufigem Erbrechen viele kleine Mahlzeiten geben. * Viel zu trinken geben. * Für eine ruhige Umgebung sorgen, um Hustenanfällen vorzubeugen. * Die üblichen Hustenmittel lindern die Hustenattacken nicht.
Wie kann Keuchhusten verhindert werden?
* In Anbetracht der Schwere des klinischen Verlaufs einer Erkrankung im Säuglingsalter sollte die Grundimmunisierung zum frühestmöglichen Zeitpunkt durchgeführt werden. Die STIKO empfiehlt daher drei Schutzimpfungen im Alter von 2, 3 und 4 vollendeten Monaten. Eine weitere Impfung erfolgt im Alter von 11 bis 14 Monaten. Eine Auffrischimpfung wird 9- bis 17-Jährigen verabreicht. Eine Empfehlung zur Impfung von Erwachsenen, mit Ausnahme von Personal in gewissen risikoreichen Einrichtungen, gibt es nicht. Man impft vorzugsweise mit Kombinationsimpfstoff (gegen Diphterie, Tetanus, Pertussis, Poliomyelitis, Hepatitis B, Haemophylis influenza Typ b - vgl. das Kapitel Allgemeiner Impfkalender). Die Pertussis-Komponente ist nicht ganz so effektiv wie die alte Keuchhusten-Schutzimpfung, führt dafür aber auch nicht zu den gefürchteten Impfschäden. Die Dauer der Immunität nach vollständiger Impfung mit dem neuen Impfstoff ist noch nicht bekannt. * Enge Kontaktpersonen, selbst vollgeimpfte, sollten vom Arzt ein Antibiotikum (Erythromycin) verschrieben bekommen. Da sie eine Infektionsquelle darstellen, kann ihre Behandlung eine Übertragung und damit Keuchhustenausbrüche verhindern. * Der Kontakt zu Erkrankten sollte vor und während der ersten 5 Tage der Antibiotikatherapie gemieden werden.